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Besuch des Musicals „Meister und Margarita" im Haus der Offiziere

17 Januar 2023

Ein Beitrag der 11. und 12. Klassen

Am Sonntag, den 27. November 2022 besuchten wir, die 11. und 12. Klasse der Deutschen Schule Sankt Petersburg in Begleitung unseres GIB-Koordinators, Herrn Dr. Juen, im Rahmen des Fachs CAS (creativity, activity and service) das Musical „Meister und Margarita“ (auf Russisch Мастер и Маргарита) im Haus der Offiziere. Das Fach CAS sieht vor, dass die IB-Schülerinnen sich unter anderem mit Kultur und Kreativität auseinandersetzen, wozu auch der Besuch einer Theatervorstellung zählt. Das Musical basiert auf dem gleichnamigen Roman des russischen Schriftstellers Michail Bulgakow, welcher als sein bekanntestes Werk und ein Klassiker in Russland gilt. In „Meister und Margarita“ erscheint der Teufel in Gestalt des Deutschen Voland mit mehreren diabolischen Assistenten in Moskau während der 1930er-Jahre. Gemeinsam mit seinen Gehilfen entlarvt er geldgierige und betrügerische Bürger. In dieser Zeit führen der Meister und Margarita eine heimliche Beziehung. Die eigentlich verheiratete Margarita unterstützt den Meister bei der Arbeit an seinem Roman über Pontius Pilatus und Jesu Hinrichtung. Nach vielseitiger und harter Kritik an seinem Roman wird der Meister psychisch krank und weist sich in eine psychiatrische Klinik ein. Das Paar wird getrennt, doch Margarita tut alles dafür, ihren Meister wiederzufinden und ist sogar dazu bereit, Voland aufzusuchen, da dieser in der Lage ist, ihren größten Wunsch zu erfüllen. Im Verlauf des gesamten Musicals werden wichtige Szenen aus dem Roman des Meisters eingebettet. Insgesamt werden übernatürliche Elemente mit satirisch dunklen Komödien und christlicher Philosophie kombiniert.

Durch diese beispiellose Geschichte lernt man, dass das Böse an sich nicht existiert oder durch den Teufel erzeugt wird, sondern dass es in den Menschen verankert ist. Beim Menschen alleine liegt die Verantwortung für seine Taten.

Obwohl das Stück in dem sowjetischen Moskau spielt, sind die Wurzeln der Handlung viel internationaler als man denkt. Auch in Meister und Margarita finden wir den Inhalt Fausts wieder — das Motto ist ein direktes Zitat aus Goethes Faust: „Nun gut, wer bist du denn? — Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Der Meister ist auch ein klarer Verweis auf Faust; Gretchen wird bei Bulgakow zu Margarita. Anders als Marlowe oder Goethe, schrieb Bulgakow sein Werk nicht als eine Erweiterung des Fauststoffes, sondern parodierte Goethes Werk.

Bulgakow begann seine Arbeit an Meister und Margarita im Dezember 1928 und vollendete den Roman im März 1940. Die erste Version des Buches unter dem Namen „Die Hufe des Ingenieurs“, „Der Schwarz-Magier“ vernichtete Bulgakow 1930. Die Endversion, inklusive der Handlungslinie mit Pontius Pilatus, war 1937 fertig. Doch die Arbeit hörte nicht auf: Fünf Monate vor seinem Tod übergab er seiner Frau Jelena Sergejewna Bulgakowa die Manuskripte und vertraute ihr die Vollendung des Romans an. Jelena verbrachte mehr als zwanzig Jahre mit der Überarbeitung des Romans. Veröffentlicht wurde das Buch in gekürzter Form erstmals im Jahr 1966 vom Journal Moskwa — die erste vollständige russische Ausgabe erschien 1967 unter YMCA-Press; aufgrund der strengen Zensur war diese Version aber nicht Bulgakows Orginal treu. Die unbearbeitete Version wurde in der Sowjetunion 1973 veröffentlicht — 33 Jahre nach seinem Tod und nur 18 Jahre vor dem Ende der UdSSR.

Insgesamt hat uns allen das Musical sehr gut gefallen, besonders die ausgefallenen und detailreichen Kostüme blieben uns in Erinnerung. Der Gesang und die Stimmen der Schauspieler waren einzigartig. Außerdem ist die Auswahl der Darsteller sehr gelungen: Voland verkörperte durch seine Größe und tiefe, laute Stimme den Teufel passend, während die zierliche Gestalt der Margarita ihrem Charakter entsprach.

Ein so vielseitiges Stück auf der Bühne zu verwirklichen, ohne dass dabei der Sinn und die Feinheiten verloren gehen, erfordert große Begabung, welche die Darsteller eindeutig aufweisen. Neben der Herausforderung Meister und Margarita inhaltlich zu verwirklichen, gelang auch die musikalische Ausarbeitung. Alle Darsteller konnten ihren Text einwandfrei und sangen mit klarer Stimme. Auffallend war das Talent des Voland-Schauspielers Iwan Oschogin, welcher auch in Deutschland, dank seiner besonderen Stimme bekannt ist.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Meister und Margarita“ ein geniales Werk ist, das würdig auf der Bühne umgesetzt wurde. Wir würden jedem empfehlen, das Musical im Haus der Offiziere zu besuchen und sich von der gelungenen Aufführung in den Bann ziehen zu lassen.