Lesezirkel an der DSP
Seit März diesen Jahres, gibt es an der Deutschen Schule Sankt Petersburg einen Lesezirkel, den unsere Schülerin Xenia Wilke im Rahmen des IB-Diplom-Programms betreut.
Xenia Wilke, IB-Schülerin der 11. Klasse, leitet seit dem 02. 03. 22 einen Lesezirkel für die Sekundarstufe I und II. Derzeit werden Dazai Osamus Werke gelesen und besprochen („Schoolgirl“; „The Setting Sun“; „No Longer Human“).
Der Buchclub trifft sich alle zwei Wochen im SV-Raum, dabei werden verschiedene Fragen zu den Büchern unter den Teilnehmer:innen auf Englisch diskutiert. Das übergreifende Thema in Zusammenhang mit Dazais Werken ist die Frage, was es heißt, Mensch zu sein und was einen Menschen ausmacht. Diese Kantsch`schen Frage wird in Auseinandersetzung mit den genannten Erzählungen Dazais aufgeworfen. Besonders spannend ist dabei Dazais Erzähltechnik, die man „personal fiction“ bezeichnet und die Verbindungen zum Naturalismus in der deutschsprachigen Literatur (z. B. Gerhard Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“) aufweist.
Ziel des Lesezirkels ist es, Schüler:innen zum Lesen außerhalb der Schule anzuregen und die Lust am Lesen zu fördern. Neben diesem Aspekt geht es während der Buchclubtreffen darum, sich mit solchen Werken kritisch auseinanderzusetzen.
„Der Lesezirkel bietet nicht nur mir die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen über spannende Bücher auszutauschen, sondern ist auch eine gute Möglichkeit für andere Schüler:innen, ihre Englischkenntnisse aufzubessern und neue Freundschaften außerhalb der eigenen Klasse zu schließen“, so Xenia Wilke.
Anmelden kann man sich durch persönliche Kontaktaufnahme mit Xenia, welche Bücher als nächstes gelesen werden ist noch offen. Der Leseklub am Mittwochnachmittag wird weiterhin in englischer Sprache angeboten und soll im kommenden Semester fortgesetzt werden.
„Wir haben uns zum ersten Mal anfangs März getroffen und Dazais ‚Schoolgirl‘ besprochen. Ich habe Fragen für uns alle vorbereitet, aber mein Wunsch ist es eigentlich, die Diskussion so offen wie möglich zu lassen. Jede:r sollte die Möglichkeit haben, zu dem Buch das zu sagen, was er oder sie für interessant oder mitteilenswert hält. So entsteht meiner Meinung nach der produktivste, aber auch interessanteste Austausch wenn es um so etwas geht.“
Auf die Frage hin, wie und warum sie genau die Bücher ausgewählt habe, meint Xenia, dass Dazai ihr Lieblingsautor sei, jedoch sie vorher nicht die Möglichkeit hatte, sich mit anderen über ihn auszutauschen.
„Ich kann mir so viele Analysen und Kommentare, wie ich nur will, online anschauen, aber mit echten Menschen echte Diskussion zu führen, ist auf einem ganz anderen Level. Dazais Werke sind nämlich enorm facettenreich und es käme mir fast falsch vor, würde ich mich mit dem Gelesenen nicht weiter auseinanderzusetzen.“
Xenia verweist somit in ihrer Aussage auf einen zentralen Punkt, den uns vor allem die Pandemie spüren ließ: Der Mensch lernt am besten im persönlichen Austausch, im Dialog von Angesicht zu Angesicht.